Was fressen Garnelen in der Natur eigentlich so?
Die Zahl der Garnelen in einem Lebensraum hängt von der Menge an Nahrung ab, die die Population zur Verfügung hat. In vielen Habitaten von Zwerggarnelen, die mittlerweile erforscht wurden, findet man außer Laub, Bakterienfilme und Algenbeläge nicht wirklich etwas, und das ist auch, was die Garnelen überwiegend fressen.
Die Scheren der Allesfresser zeigen schon genau, dass sie überwiegend von Sachen leben, die sie von Oberflächen schaben - ihre Scheren sind mit zahlreichen recht steifen Borsten bewachsen und dienen zum Schaben wie auch zum Greifen.
Dazu kommt noch ab und zu eine Insektenlarve, einen Wurm, kleine Krebstiere wie Cyclops oder Wasserflöhe oder auch mal eine tote Artgenossin, aber das war's mehr oder weniger. Mit Insekten und Krebstieren nehmen Garnelen wichtiges Cholesterin auf, das sie für eine gesunde Häutung brauchen, aber nicht selber herstellen können.
Als Allesfresser brauchen Garnelen neben überwiegend pflanzlichen auch Futter aus tierischen Quellen.
Was fressen Garnelen dann im Aquarium?
Eigentlich ist es ziemlich einfach, Zwerggarnelen auch im Aquarium so zu ernähren, wie sie das aus der Natur kennen - braunes Herbstlaub oder Seemandelbaumblätter kann man reinwerfen (und das sollte man auch - ein oder zwei Blätter können immer im Aquarium liegen), und Biofilme wachsen ganz von alleine. Ist das Aquarium dichter besetzt, reicht der Aufwuchs oft nicht mehr für alle Garnelen im Aquarium aus, dann muss man zufüttern.
Um sicherzugehen, dass die Garnelen von Anfang an genug Futter finden, kann man schon in der ersten Woche anfangen, etwas Futter zugeben - aber immer nur so viel, wie sie in ein paar Stunden verputzen. So bleibt die Wasserbelastung möglichst gering.
Foto: auf diesem Bild siehst du die Scheren einer Tigergarnele. Mithilfe der Borsten können die Tiere Mikroorganismen und anderen Aufwuchs vom Untergrund abschaben.
Auch kannst du die Biofilme im Aquarium durch ein Bakterienprodukt unterstützen - wir empfehlen Genchem Biozyme und Polytase, Bacter AE von GlasGarten oder Dennerle Shrimp King Biotase Active. Diese Produkte enthalten unter anderem wertvolle Lactobacillus-Bakterien, die schädliche Keime verdrängen können. Gerade für Jungtiere im Aquarium sind Bakterien ein richtig gutes Futter. Bakterien sind eine wichtige Eiweißquelle.
Auch Algenfilme sind Teil des Aufwuchses. Schmieralgen, Kieselalgen, Staubalgen und andere feine Beläge sind ein wertvolles Garnelenfutter. Neben Vitaminen enthalten sie auch Jod, das die Garnelen für ihre Häutung brauchen. Pflanzliches Eiweiß aus den Algen ist wichtig für die Eiweißversorgung der Zwerggarnelen.
Wie findet man das richtige Futter für Zwerggarnelen?
Viele hochwertige Garnelenfutter greifen mittlerweile nach dem Vorbild der Natur auf Bakterien, Insekten und Algen als Eiweißquelle zurück, statt auf Eiweiß, das von Warmblütern stammt oder gar aus minderwertigem Fischmehl. Zu viel Eiweiß kann bei Garnelen zu Häutungsproblemen führen.
Garnelen sollten alles in allem ungefähr 30% Eiweiß und 10% Fett in ihrem Futter vorfinden, ebenso wie etwa 30% Kohlehydrate und 10% Mineralstoffe. Der Rest ist ebenfalls wichtig - Ballaststoffe sind wichtig für einen gesunden Darm. Futter sollte nicht zu heiß verarbeitet werden, damit die zugesetzten Vitamine (A, C, D und E sind wichtig für Garnelen) nicht zerstört werden.
Mit einem pflanzenbasierten Fertigfutter, das einen gewissen Anteil an Proteinen enthält, sind deine Garnelen jeden Tag gut bedient. Du kannst neben dem Hauptfutter für Zwerggarnelen im Aquarium zweimal pro Woche mit einem Proteinfutter zusätzliches Eiweiß zuschießen - wichtig ist das besonders für Eier produzierende Weibchen und Jungtiere in der Wachstumsphase. Ein gutes und hochwertiges Mineralfutter kann deine Garnelen gegen Häutungsprobleme wappnen und sie bei der Ausbildung ihres Panzers unterstützen - auch das gibst du ein oder zwei Mal pro Woche.
Foto: die seltenen und empfindlichen Kardinalsgarnelen (Caridina dennerli) aus Sulawesi beim fressen
Nur in Maßen, nicht in Massen
Frostfutter
Garnelen brauchen neben Cholesterin auch Chitin - beides können sie nicht selber in ihrem Körper produzieren, beides brauchen sie aber für eine gesunde Häutung und den Aufbau ihres Panzers. Neben Eiweiß liefern Insektenlarven (schwarze, weiße und rote Mückenlarven) ebenso Chitin und Cholesterin wie kleine Krebstiere (Wasserflöhe, Cyclops, Artemia und Co.). Ein hochwertiges Frostfutter zweimal pro Woche kann als Alternative oder als tolle Abwechslung zu Proteinfutter gegeben werden.
Grünfutter
Zusätzlich kann man grünes Futter geben - das man entweder selbst sammelt oder zukauft: Brennnesseln, Löwenzahnblätter, Vogelmiere, Maulbeerblätter, grünes getrocknetes Walnusslaub sind super für Garnelen. Diese Futtermittel kommen dem Futter, das Garnelen in der Natur vorfinden, echt nah, und eignen sich super für die kleinen Krabbler. Sie liefern Proteine, Kohlehydrate, wenig Fett, viele Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe in praktisch der optimales Zusammensetzung.
Grünfutter fütterst du entweder getrocknet (dann schwimmen die Blätter noch etwas) oder mit kochendem Wasser überbrüht (dann gehen sie direkt unter). Wenn du überbrühst, lass die Blätter für ein paar Minuten im heißen Brühwasser liegen, damit eventuell vorhandenes Nitrat rausgeschwemmt wird. Die Blätter gibst du natürlich ohne das Brühwasser ins Aquarium. Keine Sorge um die Vitamine - davon sind nach so einer kurzen Zeit noch genügend vorhanden.
Die Menge an Grünfutter wählst du so, dass die Garnelen maximal ein paar Stunden daran zu fressen haben - es ist besser, eher wenig und im Zweifel einfach öfter Futter ins Aquarium zu legen.
Foto: hier siehst du die Raccoon Garnele bei einer ausgiebigen Mahlzeit (auch "Waschbär-Garnele")
Gemüse
Gemüse wird nur in ganz kleinen Mengen ins Aquarium gegeben, die die Garnelen innerhalb von zwei oder maximal drei Stunden fressen. Bei Überdosierung (zum Beispiel einer mehrere Zentimeter dicken Gurkenscheibe für 20 Garnelen) kann es trübem Wasser durch eine starke Bakterienvermehrung kommen. Wenn nur sehr kleine Mengen verfüttert werden, ist dagegen nichts einzuwenden - aber denk dran: Der Magen von Garnelen ist winzig. Von einer daumennagelgroßen Menge werden 10-20 Garnelen locker satt.
Obst
Zuckerhaltige Früchte füttern direkt die Bakterien und jagen die Keimbelastung hoch. Auch hier gilt: Nur so viel füttern, wie direkt gefressen wird, und im Zweifel bitte einfach gar nicht ins Aquarium geben.
Nudeln?
Stärke verursacht krasse Wasserbelastungen, und Nudeln haben für Garnelen eine völlig falsche Zusammensetzung der Nährwerte. Bitte nicht füttern.