"Garnelen sind Algenfresser" - so hört man das immer pauschal. Dazu sagen wir ein klares Jein. In der Natur ernähren sich Zwerggarnelen der Gattungen Neocaridina, Paracaridina und Caridina überwiegend von Aufwuchs. Natürlich steht auch mal ein toter Artgenosse auf dem Speiseplan oder ein verrottendes Pflanzenblatt, aber überwiegend piddeln die kleinen Krebstiere den lieben langen Tag mit ihren Borstenscheren Aufwuchs und Biofilme von Steinen und - wo es in den Habitaten welche gibt - auch von Pflanzen. Zusammen mit dem Aufwuchs fressen sie immer auch einen Teil Algen.
Welche Algen sind Teil des Aufwuchses im Aquarium?
Garnelen als Aufwuchsfresser futtern mehr oder weniger zwangsläufig auch Algen, weil manche Algen natürlicher Teil des Aufwuchses sind. Der setzt sich unter anderem zusammen aus Biofilmen, die von Bakterien und anderen einzelligen Organismen gebildet werden, aus Pilzen, einzelligen Hefen, weiteren Einzellern wie Amöben oder Pantoffeltierchen und auch aus jungen mehrzelligen Algen sowie aus einzelligen Algen, die auf dem Substrat leben. Insbesondere stellen die fluffigen braunen Beläge, die von Kieselalgen gebildet werden, einen wichtigen Teil der natürlichen Nahrung von Zwerggarnelen dar, das haben Untersuchungen ihres Mageninhaltes ergeben.
Eine Amanogarnele beim Vertilgen von grünen Fadenalgen
Algen, die natürlicher Teil des Aufwuchses sind und von Zwerggarnelen gefressen werden:
- Kieselalgen
- Schmieralgen
- Staubalgen
- sehr junge Fadenalgen
- sehr junge Pelzalgen
- andere sehr junge mehrzellige Grünalgen
Was macht Garnelen zu solch effektiven Aufwuchs - und Algenfressern?
Wenn du dir die Borstenscheren von Garnelen unter einer sehr guten Lupe (oder gleich unter dem Mikroskop) anschaust, wirst du feststellen, dass der Name "Borstenscheren" sehr gut gewählt ist. Die starken, kurzen Borsten, die auf den Garnelenscheren sitzen, sind perfekt dazu geeignet, alle Arten von Belägen von harten oder auch etwas weicheren Substraten wie Steinen, Pflanzenblättern oder Aquariendekoration zu schaben. Mit diesen Borstenscheren können die eifrigen Tiere also Algen, die Teil des natürlichen Aufwuchses im Aquarium sind, im Nu verspeisen.
Die Borstenscheren einer Goldenen Tigergarnele
Welche Algen werden von Zwerggarnelen nicht gefuttert?
Alle höheren mehrzelligen nicht mehr ganz jungen Algen sind zu hart für die meisten Zwerggarnelen. Auch wenn es Garnelen gibt, die man als Pinselalgengarnelen verkauft, so sind diese nicht in der Lage, die harten Pinselalgen und Bartalgen zu fressen. Diese (und andere) Rotalgen lagern in ihrem Skelett Kalk ein und werden dadurch für Zwerggarnelen zu hart und zu zäh zum Fressen. Auch die gängigen Fadenalgen und Pelzalgen im Aquarium sind für Zwerggarnelen viel zu zäh.
Algen, die von Zwerggarnelen nicht gut gefressen werden:
- nicht mehr ganz junge weiche und harte Fadenalgen
- nicht mehr ganz junge Pelzalgen
- Cladophora ( Zweigalgen)
- ältere Bartalgen
- ältere Pinselalgen
- Krusten-Rotalgen
- harte Punktalgen
Eine Red Fire Sakura Garnele neben Pinselalgen - ohne eine entsprechende Behandlung für die Garnelen meistens zu hart
Wie macht man Algen fressbar, die von Zwerggarnelen eigentlich nicht gefressen werden?
Cladophora, Fadenalgen, Bartalgen und Pinselalgen werden dann von Garnelen gefressen (und zwar sehr gern!), wenn man sie zuvor mit Easy Carbo oder Wasserstoffperoxid gezielt vernebelt hat.
Wie das genau funktioniert, welche Dosierung du wählst, damit deine Aquarienbewohner keinen Schaden nehmen und wie oft du die Algen mit Easy Carbo oder Wasserstoffperoxid behandeln musst, erfährst du in unserem Gümmer-Blog "Chemische Algenbekämpfung".
Richtig gemacht, werden durch diese Behandlung auch harte Algen weicher und sterben ab. Um die matschigen Algenreste kümmern sich die Zwerggarnelen dann sehr gerne.
Eine löbliche Ausnahme und die besten Algenfresser: Amanogarnelen (Caridina multidentata)
Anders als die kleineren unter den Zwerggarnelen sind Amanogarnelen keine reinen Aufwuchsfresser. Insbesondere die jüngeren Weibchen haben sich in der Aquaristik als sehr effektive und kompetente Fadenalgenfresser gezeigt. Allein aufgrund ihrer Körpergröße haben Amanogarnelen deutlich mehr Appetit auf Algen, als kleinere Artverwandte. Wenn du genau hinschaust, kannst du deutlich sehen, wie sich Amanogarnelen die Enden der Fadenalgen in die Mundöffnung stopfen und kräftig zubeißen, um ganze Stücke davon abzutrennen. Wenn du also eine Algenplage in deinem Aquarium bekämpfen möchtest ist es eine gute Idee, einen Stamm eifriger Amanogarnelen einzusetzen. Gerade bei einem starken Befall mit Fadenalgen können Amanogarnelen das Aquarium beinahe über Nacht wieder sauberbekommen.
Bitte beachte, dass Amanogarnelen lange leben, recht groß werden und dauerhaft erst in Aquarien ab 60, besser noch ab 80 cm Kantenlänge gehalten werden sollten.