- 1 Welche Aquarium Pflanzen können gut emers über Wasser wachsen?
- 2 Welche Aquarium Pflanzen kommen emers nicht zurecht?
- 3 Warum gibt es das emerse und submerse Stadium der Pflanzen am Naturstandort?
- 4 Wachsen die Pflanzen emers und submers unterschiedlich?
- 5 Wie kann ich die Blütenbildung bei emersen Aquarium Pflanzen fördern?
- 6 Wie unterscheiden sich emerse und submerse Blätter bei Aquarium Pflanzen?
- 7 Wie funktioniert die Umstellung von emers auf submers?
- 8 Aquarium Pflanzen auf emerse / submerse Haltung umstellen
- 9 Zimmerpflanzen emers als Hydrokultur im Aquarium
- 10 Welche Pflanzen, die man im Handel kaufen kann, sind emers, welche submers?
ᐅ Dieser Blogartikel ist Teil der Blogserie Aquarium Planzen Arten & Gruppen. Wenn du einen schnellen Überblick über alle Pflanzen für das Aquarium, von Bodendecker über Moose bis zu Nano Pflanzen gewinnen möchtest, empfehlen wir dir den verlinkten Blogartikel!
Emers (lateinisch: aufgetaucht) ist das Gegenteil von submers und bedeutet "oberhalb des Wasserspiegels". Submers dagegen heißt "vollkommen untergetaucht". Semi-emers nennt man Pflanzen, die teils über, teils unter Wasser wachsen.
Gute Beispiele für emerse Pflanzenhaltung in der Aquaristik sind Wabi Kusa oder Pflanzengläser. Auch die Pflanzen auf dem Landteil eines Aquaterrariums oder Paludariums wachsen emers beziehungsweise semi-emers, wenn du sie vom Wasser aus auch auf den Landteil wachsen lässt. Eine Sonderform des Paludariums, das Riparium oder Uferaquarium, macht sich das Spiel mit Pflanzen in ihrer Überwasserform und ihrer Unterwasserform sogar zum Thema. Wenn du wissen möchtest, wie du ein Paludarium einrichten kannst, lies unseren Blogartikel.
Ein Paludarium wie die DOOA Mizukusa Mist Wall eignet sich perfekt für die emerse Haltung von Aquarienpflanzen.
Sehr schön kannst du auch ein offenes Aquarium nutzen, um die Aquarium Pflanzen emers über der Wasseroberfläche weiter wachsen zu lassen. Gerade im Aquascaping wird häufig die Grenze zwischen Land und Wasser durchbrochen, was zu äußerst reizvollen Kompositionen im Aquarium führt!
Ein offenes Aquarium im Pond Style mit Aquarienpflanzen und Moosen, die emers aus dem Wasser wachsen. (Foto@hannescapes)
Welche Aquarium Pflanzen können gut emers über Wasser wachsen?
Viele unserer Aquarienpflanzen, die im Aquarium naturgemäß submers wachsen, kommen auch emers sehr gut zurecht, weil es sich bei diesen Pflanzen eigentlich nicht um echte Wasserpflanzen, sondern um Sumpfpflanzen handelt, die auch in der Natur zeitweise überschwemmt unter Wasser und zeitweise am Ufer oberhalb der Wasseroberfläche wachsen.
In unserem Blogartikel über die Einrichtung von flachen Aquascapes haben wir aufgelistet, welche Aquarium Pflanzen sich besonders gut zum Herauswachsenlassen eignen. Hier nochmal eine Zusammenfassung unserer Top 10 Aquarium Pflanzen für die emerses Verwendung:
- Hygrophila pinnatifida (Indischer Wasserfreund), sehr blühfreudig
- Hygrophila lancea "Araguia" (Araguaia Wasserfreund, sehr blühfreudig
- Hydrocotyle verticillata (Amerikanischer Wassernabel)
- Hydrocotyle leucocephala (Brasilianischer Wassernabel, sehr blühfreudig
- Ludwigia palustris (Tiefrote Ludwigie)
- Rotala macrandra (Dichtblättrige Rotala), sehr blühfreudig
- Staurogyne repens (Kriechende Staurogyne)
- Ranunculus inundatus (Kleiner Fluß-Hahnenfuß)
- Pogostemon erectus (Indische Sternpflanze), sehr blühfreudig
- Micranthemum tweediei "Montecarlo" (Montecarlo Perlkraut)
Welche Aquarium Pflanzen kommen emers nicht zurecht?
Echte Wasserpflanzen dagegen können nur submers existieren. Sie zerfallen emers ziemlich schnell zu Matsche, egal, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist. Zu den echten Wasserpflanzen gehören beispielsweise die Vallisnerien, Nixkraut und Hornkraut und manche Moose wie Fissidens fontanus, das ein echtes Wassermoos (Quellmoos) ist.
Warum gibt es das emerse und submerse Stadium der Pflanzen am Naturstandort?
In Gebieten und Zonen, die beispielsweise in der Regenzeit vom Wasser überschwemmt werden und während der Trockenzeit nicht im Wasser stehen, sind die Uferpflanzen der Gewässer besonders gut an den Wechsel zwischen emersen und submersen Wachstum angepasst.
Eine Uferzone mit großen Wasserstands-Schwankungen im Nationalpark Harz. (Foto@biostethics_design)
Diese natürliche Anpassungsfähigkeit der Sumpfpflanzen hängt natürlich sehr stark vom Standort ab - oft zeigen amphibische Pflanzen, die bevorzugt im Uferbereich, in Überschwemmungsgebieten oder in Sümpfen mit stark wechselndem Wasserstand wachsen, dieses Merkmal. Auch für viele Aquarium Moose gilt dieses Prinzip!
Wachsen die Pflanzen emers und submers unterschiedlich?
Häufig zeigen die Aquarium Pflanzen submers ein anderes Wuchsverhalten als emers.
Kriechendes Wachstum an Land
Oftmals gibt es bei der emersen Form von Pflanzen, die unter Wasser straff aufrecht wachsen, ein kriechendes Wachstum - die Stängel sind in der Landform zu schwach, um das Gewicht der Pflanze zu halten und wachsen niederliegend. Es gibt aber natürlich auch Pflanzen, die an Land höher werden und aufrecht wachsen!
Derbe Blätter in der Landform als Verdunstungsschutz
Oft zeigen sich auch Unterschiede bei den Blättern - die Landform zeigt häufig glänzende Blattoberflächen und eher straffe Blattstrukturen, während die Blätter unter Wasser weicher sind - logisch, die glänzende Blattoberseite trägt eine Wachsschicht (Kutikula) als Schutz vor Wasserverdunstung, die die Unterwasserblätter der Pflanzen nicht brauchen.
Überwasser sind die Blätter deutlich dicker und derber, die Stiele außerdem oftmals verholzt. Im Foto Hygrophila lancea "Araguaia".
Unterschiedliche Blattformen - Heterophyllie
Bildet eine Pflanze je nach Standort über oder unter Wasser unterschiedlich geformte Blätter aus, spricht man auch von Heterophyllie ("Andersblättrigkeit"). Unterwasserblätter können tatsächlich völlig andere Formen und Farben aufweisen: Wenn du beispielsweise eine in vitro Pflanze bekommst, die in der emersen Form wächst, ähnelt sie oft dem Produktbild nur andeutungsweise. Gib der Aquariumpflanze Zeit, sich auf ihre Unterwasserform (und oft auch auf ihre Unterwasserfarbe) umzustellen, ehe du enttäuscht bist! Insbesondere gilt das für die rotlaubigen Pflanzen, die in ihrer Überwasserform häufig "nur" grün sind, oder anderherum.
Lobelia cardinalis bildet emers rote Blätter mit roten Blütenständen aus, während sie im Aquarium vollständig grün bleibt. (Foto@clearwaterscapes)
Üppige Blütenbildung im emersen Wachstum
Auch blühen die meisten (aber nicht alle!) Aquarienpflanzen nur in ihrer emersen Form - das ist insofern sinnvoll, als dass Insekten oder der Wind die Blüten ja nur über der Wasseroberfläche bestäuben können. Bucephalandren sind aber z.B. dafür bekannt, auch unter Wasser im Aquarium zu blühen.
Viele Aquarienpflanzen, wie z.B. Rotala macrandra sind im emersen Wachstum blühfreudig und zeigen prächtige Blüten.
Wie kann ich die Blütenbildung bei emersen Aquarium Pflanzen fördern?
Zuerst einmal ist die Wahrscheinlichkeit, dass deine emersen Pflanzen ihre wunderschönen Blüten zeigen, artabhängig. Arten wie Pogostemon erectus, Rotala macrandra und die Vertreter der Gattung Hygrophila kommen recht zuverlässig zur Blüte, während z.B. Anubias nana selten ihre schneeweißen Blüten zeigt. Mit den folgenden Tipps kannst du die Blütenbildung fördern:
- optimale Haltungsbedingungen (genug Licht, erhöhte Luftfeuchtigkeit, gute Wasserverfügbarkeit)
- lange Beleuchtungszeit (10 - 12 Stunden täglich)
- ausreichend Geduld (frühestens nach 3 Monaten kannst du mit einer Blütenbildung rechnen)
- Pflegeprodukte zur Förderung der Blühfähigkeit (wie z.B. Greenscaping Flower Boost)
Wie unterscheiden sich emerse und submerse Blätter bei Aquarium Pflanzen?
Submerse Blätter haben nicht nur die vorhin angesprochene vor Verdunstung schützende Wachsschicht (Kutikula) nicht, sie besitzen zum Beispiel in der Regel auch keine Spaltöffnungen (Stomata), durch die bei der Landform Wasser verdunsten kann, was den Wasserhaushalt des Blattes regelt. Anders als bei der emersen Form haben die submersen Blätter Chloroplasten in ihrer äußeren Zellschicht, der Epidermis. Dadurch fällt der Pflanze unter Wasser die Photosynthese leichter, und auch die Nährstoffaufnahme aus dem Wasser ist gesichert. Submerse Blätter und Pflanzenstängel enthalten zusätzlich kleine Luftkammern, die der Pflanze Auftrieb geben. Sie fehlen bei der emersen Form weitgehend.
Wie äußern sich diese Unterschiede im Erscheinungsbild der Pflanze?
Oft sind die Unterwasserblätter weicher und dünner und zeigen eine viel schlankere Form, die der Strömung unter Wasser weniger Widerstand entgegen setzt. Häufig sind Unterwasserblätter eher länglich, teilweise auch gefiedert oder geschlitzt, während die emersen Blätter eher oval oder rund sind.
Kaum wiederzuerkennen: Pogostemon erectus (Indische Sternpflanze) im Vergleich submers / emers.
Wie funktioniert die Umstellung von emers auf submers?
Die Umwandlung von emers zu submers und wieder zurück wird durch Pflanzenhormone gesteuert. Eine wichtige Rolle bei der Umstellung von emers zu submers und wieder zurück spielen insbesondere die Pflanzenhormone Abscisinsäure (ABA), Gibberellinsäure (GA) und Ethylen (Wanke 2011)1.
Die drei Hormone wirken wie folgt zusammen:
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Unter Wasser produziert die Pflanze mehr Ethylen, das die Wirkung von GA steigert, ABA nimmt ab: Die neu ausgetriebenen Blätter nehmen die submerse Form an.
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Ethylen entweicht unter Wasser nur schwer und sammelt sich in der Pflanze. Die Entwicklung zum submersen Typ wird dadurch intensiviert.
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Bei Luftkontakt entweicht das Ethylen, die ABA Konzentration nimmt zu: Die neu ausgetriebenen Blätter nehmen die emerse Form an.
Blätter der emersen Form können sich nicht zu submersen Blättern umwandeln, ebenso wenig wie submerse Blätter zu emersen Blättern werden können. Nur der Neuzuwachs bei den Seitentrieben und dem Haupttrieb kann die Form ändern! Über Wasser sterben die an das Landleben nicht angepassten Unterwasserblätter daher recht schnell ab. Entsprechende Pflegeprodukte für das Wabi-Kusa unterstützen deine Pflanzen bei der Umstellung:
Aquarium Pflanzen auf emerse / submerse Haltung umstellen
Die Umwandlung von submers zu emers und umgekehrt kann etwas dauern - sie hängt unter anderem vom Nährstoffangebot und der Lichtstärke ab.
Emers gezogene Aquarium Pflanzen werden unter Wasser zunächst einmal ihre Blätter abwerfen, die ihnen das Leben über Wasser in der Gärtnerei ermöglicht haben. Unter Wasser bringen sie der Pflanze nichts, also weg damit! Du kannst emers gezogenen Aquarium Pflanzen die Umstellung durch einen beherzten Rückschnitt enorm erleichtern; insbesondere der Kongofarn und Cryptocorynen sind dafür dankbar.
Wenn die Pflanzen von selbst aus dem Wasser auf den Landteil (oder an der Luft) wachsen, ist die Umstellung am einfachsten. (Foto@scapeling)
Submerse Aquarium Pflanzen auf emerse Haltung umzustellen ist je nach Pflanze etwas knifflig; natürlich kannst du einfach abwarten, bis deine Stängelpflanzen von selbst aus dem Wasser gewachsen sind und die emersen Triebe einfach für dein Wabi Kusa abschneiden; wenn du nicht so lange warten möchtest, solltest du das Pflanzgefäß mit den Pflanzen in der Umstellung luftdicht abdecken und für eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit sorgen. Nach einigen Wochen kannst du die Abdeckung deines Wabi Kusa / Terrariums schrittweise öffnen und die Pflanzen so ganz langsam an das Leben über Wasser gewöhnen.
Wabi-Kusa Gläser mit einer Abdeckung erleichtern die Pflege von emersen Pflanzen ungemein. (Foto@hannescapes)
Zimmerpflanzen emers als Hydrokultur im Aquarium
Für einen besonderen Effekt kannst du sorgen, indem du Landpflanzen mit den Wurzeln im Aquarium kultivierst. Das funktioniert natürlich nicht mit jeder Zimmerpflanze - die Wurzeln dauerhaft untergetaucht zu haben, vertragen längst nicht alle Pflanzen! Toll eignen sich beispielsweise Süßkartoffeln der Gattung Ipomoea, verschiedene Drachenbäume, insbesondere der Glücksbambus (Achtung, bitte nur in großen Aquarien, die Wurzelsysteme, die der Glücksbambus im Aquarium entwickelt, sind beeindruckend) oder auch die robuste und wenig lichtbedürftige Efeutute (nicht zu verwechseln mit echten Efeu, damit funktioniert's nicht!).
Ein Aquarium mit der Zimmerpflanze "Zebrakraut" in Hydrokultur. (Foto@aquarium.by.bddnk)
Achte darauf, die Blumenerde von Topfpflanzen vollständig abzuwaschen, ehe du die Pflanzenwurzeln ins Aquarium gibst - sie ist mit Düngemitteln und eventuell sogar mit Pestiziden belastet, die deinen Aquarium Bewohnern wenig Freude machen dürften. Auf der ganz sicheren Seite bist du, wenn du einen Trieb der entsprechenden Pflanze abschneidest und in einem kleinen Glas mit Wasser vorziehst. Sobald sich hier Wurzeln zeigen, kannst du die Pflanze mit den Wurzeln in dein Aquarium hängen. Schick wirkt ein Turm aus dem Hobby Shrimp Corner, in den du die bewurzelten Triebe von Efeutute oder Drachenbaum steckst.
Welche Pflanzen, die man im Handel kaufen kann, sind emers, welche submers?
In-vitro Aquarienpflanzen
Die im Labor aus Meristemgewebe gezüchteten in vitro Pflanzen sind frei von Fremdorganismen und können direkt ins Aquarium eingesetzt werden. Lange hielt sich das Gerücht, dass Invitros keinen Umstellungsprozess durchmachen müssten; das entspricht jedoch leider nicht der Realität.
Das Nährsubstrat in den Invitro Bechern ist in der Regel nur einen knappen Zentimeter dick, und der Rest des Bechers ist mit Luft gefüllt. Die Pflanzen in den Invitro Bechern wachsen daher in ihrer emersen Form - und auch wieder nicht, weil im Becher doch nochmals andere Bedingungen herrschen. Wegen des begrenzten Raums, der besonderen Kultivierungsmethode aus Gewebe und der speziellen Zusammensetzung des Nährmediums wachsen die in vitro Aquarium Pflanzen zum Beispiel deutlich kleiner und entfalten sich nicht so stark wie herkömmlich emers gezogene Aquarium Pflanzen.
Auch in vitro pflanzen müssen schrittweise auf das emerse Wachstum umgestellt werden.
Willst du die etwas fragileren Invitros emers halten, solltest du sie genauso langsam an das Leben an der Luft gewöhnen wie eine submers gezogene Aquarium Pflanze. Lediglich die wenigen echten Wasserpflanzen, die in Invitro Bechern gezogen werden, wachsen komplett untergetaucht. Zu ihnen gehören beispielsweise Potamogeton gayi, Gays Laichkraut, oder reine Wassermoose wie Fontinalis antipyretica, das Quellmoos, oder Fissidens fontanus, das Phoenixmoos. Mit in vitro Pflanzen kannst du sehr gut einen Drystart im Aquarium durchführen - lies gerne unseren Blogartikel zu diesem Thema.
Topfpflanzen und Bundware
Bei den klassischen Topfpflanzen und auch bei Bundware werden alle Sumpfpflanzen emers gezüchtet - es ist deutlich günstiger, die Aquarium Pflanzen an der Luft zu erzeugen, weil hier das CO2 aus der Luft genutzt werden kann und man nicht aufwändig Kohlendioxid zum Wasser zuführen muss. Nur die wenigen echten Wasserpflanzen in der Aquaristik wie Vallisnerien, Laichkraut oder echte Wassermoose werden auch in den konventionellen Wasserpflanzengärtnereien unter Wasser kultiviert.
Verwendete Quellen
1 Wanke, Dierk (2011): The ABA-mediated switch between submersed and emersed life-styles in aquatic macrophytes.
Journal of Plant Research (J Plant Res.) 124(4): 467-75. (http://www.springerlink.com/content/w111016701540866/fulltext.pdf)